Happy Halloween!
Seid ihr auf der Suche nach feinfühligem Psycho-Horror? Ich hätte da ein Angebot, das ihr sicherlich nicht ablehnen könnt ...
Antinoos, ein sehr junger, gefangener Mann, sieht Omen und Dinge, die dort nicht sein sollten. Angesiedelt im römischen Reich des 2. Jh.s nach Christus, muss Antinoos sich fragen: Hat er einfach zu viel Phantasie oder ist da wirklich etwas hinter ihm her? Und was hat das mit seiner Gefangenschaft zu tun und kann er ihr entkommen? Was hat es mit der Farbe Rot auf sich? Und was will dieser ... Ibis?
Findet's heraus!
"Antinoos. Keine Liebesgeschichte, sondern Horror." jetzt exklusiv online bei Tobie!
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Es sind Prolog und vier Kapitel hochgeladen, Kapitel 5 und 6 folgen am Donnerstag und Freitag.
Leseproben:
Sei gegrüßt, Fremder, komm heran, setz dich zu mir. Lass dich nicht davon irritieren, dass meine Haut kalt ist, oder meine Lippen blau. Mein Haar ist nass? Nun. Genug der Nebensächlichkeiten. Sag, Fremder, kennst du die Geschichte von Osiris? Wie jede gute Geschichte, die sich die Menschen erzählen, beginnt sie mit einem Brudermord.
Du musst wissen, Osiris war nicht immer der Gott des Jenseits, der Gott über die Toten. Einst weilte er genau hier, wie du und ich, in der Nähe von Hermopolis, als König über Ägypten, das fruchtbare Reich am Nil. Das Land gedieh, die Felder wurden jährlich vom Fluss überschwemmt und die Menschen waren zufrieden. Die Sonne schien und die Götter waren gnädig. Doch einer neidete den Ägyptern das Glück. Seth war Osiris‘ jüngerer Bruder und akzeptierte das Recht des Älteren nicht, also schmiedete er einen Plan, wie er den König umbringen konnte.
[...]
Ich möchte meine Geschichte allerdings weiter westlich beginnen, in der libyschen Wüste. Ich kauerte auf dem kochend heißen Sand, der mir mit jedem Schritt zwischen die Zehen rieselte. Die Oase im Rücken, breitete sich vor mir ein Kosmos voller Sand und Geröll aus; ein leichter Wind blies mir den noch immer schwelenden Rauch des Opfers entgegen, das zuvor erbracht worden war. Ich blinzelte und rieb mir die Augen, wobei Bogen und Köcher an meiner rechten Schulter verrutschten. Ich erhob mich und richtete sie, den Speer in der Linken. Im Sand waren keine Spuren zu erkennen. Keine Anhaltspunkte, wo er zu finden war, dieser angeblich menschenfressende Löwe, der die Bewohner des entfernten Dorfes plagte. Nur die Einsamkeit der Wüste flüsterte unverständlich, leise. Ich schüttelte den Kopf. Das Wispern erstarb.
Die unbesiegbare Sonne brannte in meinem Nacken, an dem noch immer Rötungen zu erkennen sein mussten. Unbewusst berührte ich die Stelle mit meinen Fingerspitzen, spürte den perlenden Schweiß, der sich gebildet hatte in diesen erbarmungslosen Strahlen des Helios. Doch plötzlich war gar nicht mehr die Sonne warm, sondern sein Atem. Ich sträubte mich, als die Bilder vor mir auftauchten. Seine Arme um meine Seiten. Sein Unterleib an meinem Rücken. Er ... in mir. Und sein lüsterner Atem in meinem Nacken. Wobei, nein ... Mich mit aller Kraft in die Realität zurückziehend stellte ich fest: Das war kein Atem. Es war der Wind, der drehte. Und der Geruch, den er mitbrachte, drohte tödlich zu sein.
[...]
Die Nacht war über die Kyrenaika hereingebrochen, nachdem wir aus der Wüste in Richtung der Küste in unsere Unterkunft zurückgekehrt waren. Das Wispern hatte mich seitdem nicht verlassen, doch ein zunehmendes Rauschen lag darüber. „Du bist überhaupt nicht bei der Sache“, raunte der Kaiser folglich an meinem Ohr, während eine seiner Hände über meinen Schenkel fuhr, die andere über meine Brust. Anschließend küsste er an meinem Hals entlang. „Hat dich der Löwe so erschreckt?“
„Warum hast du ihn aufgehalten?“, fragte ich zurück.
[...]
Um nicht verloren zu gehen, musste ich so nah am Kaiser wie möglich laufen, ohne dabei allerdings auf seine lange purpurne Toga zu treten. In Gedanken war ich noch immer bei meinen Erkenntnissen jener Nacht. Mit gesenkten Augen ging mein Blick weder nach links noch nach rechts. Die Hitze Nordafrikas ließ mich schwitzen; das Johlen der Menge ließ mich erzittern. Ich schaute nur auf die voluminöse wie blutgetränkte Toga vor mir. Ich versank tief darin.
[...]
Mit einem Mal erlosch das Licht im Raum. Laut schreiend schleuderte ich die Karaffe von mir: Sie zersplitterte mit einem gedämpften Scheppern in tausend Scherben und aus ihr heraus kam ein blutgetränkter Ibis zum Vorschein, der ein leises, unheimliches Krächzen von sich gab. Zunächst blieb er wie ein unförmiger Klumpen zwischen den Trümmern liegen, doch dann, ich war unfähig auch nur einen Muskel zu bewegen, hob er seinen hässlichen, länglichen Kopf und seine roten Augen starrten in meine aufgerissenen Augen, bevor er seine Flügel ausbreitete, die den gesamten Raum einnahmen, und sich mir entgegenstürzte.
Ich schrie und hob die Hände vors Gesicht, kniff die Augen zusammen, doch auch das würde gegen den spitzen Schnabel dieses Todesvogels nichts bringen, die Leber würde er mir herausreißen, doch hier würde er nicht aufhören, wieder und wieder würde er seinen Schnabel in mir versenken, mich nach und nach zerpflücken, zerstückeln, zerreißen, verschlucken und in der Welt verteilen – vielleicht würde ich so meine Heimat wiedersehen ...
Neugierig geworden?
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Lasst mich wissen, was ihr denkt, ich würde mich freuen. Kritik ausdrücklich erlaubt!
Ich schreib noch mal, wenn die gesamte Erzählung online ist. Bis dahin viel Freude an der unheimlichen Jahreszeit und alles Liebe,
Tobie. <3